Winteraustern von Alexander Oetker ist dritte Teil einer Reihe um Commissaire Luc Verlaine. Ich gebe ganz gerne zu, ein Fan von sogenannten “Urlaubskrimis” zu sein. Besonders beliebt scheint da schon seit Jahren Frankreich zu sein – bevorzugt die diversen Küstenregionen. Ich folge liebend gerne allen möglichen Polizisten und Gerichtsmedizinern durch verwinkelte Gassen, nach Lavendel duftenden Feldern oder lass mich von salziger Luft in Gedanken in der Bretagne durchpusten. So ein bisschen gedanklicher Urlaub tut mir immer wieder gut.
Winteraustern
Alexander Oetker
Luc hat seinem kranken Vater, einem ehemaligen Austernzüchter, versprochen, noch einmal mit ihm raus aufs Meer zu fahren, um dann dort den Sonnenaufgang zu genießen. Schon als Kind hat Luc das liebend gerne mit seinem Vater gemacht. Doch der Genuß ist nur von kurzer Dauer, denn sie finden einen verletzten Austernfischer auf einer Sandbank, kurz bevor die Flut die Sandbank überschwemmt. Aber dabei bleibt es nicht, denn kurz darauf entdeckt Luc auch zwei übel zugerichtete Leichen – sind sie Opfer eines Konkurrenzkampfes unter den Züchtern? Oder wollten sie die Austernzüchter bestehlen und wurden dafür bestraft?
Alain Verlains Stimme hatte diesen unverwechselbaren Klang, vordergründig war da nur Ironie, aber bei genauerem Hinhören schwang doch etwas Sorge mit – Luc kannte diesen Ton seit Kindertagen. Winteraustern, S. 29
Mein Eindruck:
Ich mag keine Austern essen …
Winterzeit
Die Winterzeit und vor allem die Weihnachtsfeiertage sorgen für Hochsaison in der Aquitaine, weil Austern auf keiner französischen Weihnachtstafel fehlen darf. Das war mir bisher gar nicht so bewusst – wie auch viele andere Dinge über Austern und ihre Zucht. Es scheint dort ein harter Konkurrenzkampf zu toben und selbst Austerndiebstahl steht auf der Tagesordnung.
Prekär
Aber nicht nur die prekäre Lage der Austernfischer wird hier behandelt, sondern es geht auch um Dinge wie Klimawandel, Erderwärmung, Globalisierung und die Verschmutzung der Ozeane. Alles Dinge die tatsächlich jeden von uns betreffen, sich aber am Beispiel der Austernzüchter besonders gut verdeutlichen lassen – auch wenn das mein etwas romantischeres Bild der Berufsgruppe zerstört.
Verdächtige
So vielfältig wie die Probleme der Austernzüchter sind, so groß ist die Auswahl an Verdächtigen, die auftauchen. Geschickt lenkt Alexander Oetker meinen Verdacht mal hierhin und mal dorthin und im Laufe der Ermittlungen tauchen eine Menge unangenehme Zeitgenossen auf denen ich zutraue, das für Geld alles tun. Bis kurz vor dem Ende war ich unschlüssig, wer für all das verantwortlich ist.
Privates
Für mich gab es in diesem Krimi etwas zu viel persönliche Probleme. Der Vater so schwer erkrankt, dass es absehbar ist dass er stirbt, Kollegin und Freundin Anouk ist in ihrem Job so gut, dass sie ein tolles Angebot in Paris bekommen hat – wer kann sich da noch auf Mord und Totschlag konzentrieren? Allerdings bin ich auch kein großer Freund von Liebesdramen in Krimis und deshalb befangen.
Zweisprachig
Viel besser als die Liebesbeteuerungen und alles was damit zusammenhängt gefielen mir Alexander Oetkers Beschreibungen und Land, Leuten und Wetter. Ich konnte mir alles sehr gut vorstellen, selbst den Geruch der Austernbänke. Auch die vielen kleinen französischen Redewendungen und das betiteln der Kapitel in Deutsch und Französisch gefielen mir ausgesprochen gut. Für mich brachte das noch so einen kleinen zusätzlichen Kick Urlaubsstimmung.
Mein Fazit:
Winteraustern ist ein spannender Krimi aus der Welt der Austernzüchter. Bildhafte Beschreibungen, ein paar französische Redewendungen, reichlich Verdächtige, aber auch sozialkritische Töne werden hier zu einem stimmigen Gesamtwerk verwoben.
- Titel: Winteraustern
- Autor: Alexander Oetker
- Verlag: Hoffmann & Campe
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2019
- ISBN: 978-3-455-00078-8
- Format: broschiert, 320 Seiten
- Preis: 16,00 €
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