Letzte Ernte von Tom Hillenbrand ist der dritte Band der Reihe um Xavier Kieffer, den umtriebigen Koch aus Luxemburg. Für mich ist es das zweite Buch und so kannte ich deine oder andere Eigenart des Koches schon und freute mich auf ein Wiedersehen. Allerdings bemängele ich nach wie vor wieviel hier gequarzt wird, was auf jeden Fall den Geschmackssinn beeinträchtigt – für einen Koch und eine Gourmetkritikerin normalerweise ein nogo.
Letzte Ernte
Tom Hillenbrand
Xavier Kieffer hat es endlich geschafft – er hat einen Stand auf dem alljährlichen Schueberfouer, sozusagen das Oktoberfest Luxemburgs, ergattert. Die Plätze hier sind rar und so will er etwas besonderes bieten, damit er auch im nächsten Jahr dabei sein kann. Auf dem Stand des Kochs herrscht dann auch ausgelassene Stimmung, die nur einmal von einem Betrunkenen gestört wird. Er rempelt Valérie Gabin dabei unsanft an, wird dann vertrieben und später hört man, dass er von einer Brücke in den Tod gesprungen ist. Kieffer bezweifelt das, denn der Selbstmörder hat Valérie quasi etwas hinterlassen, auf das offenbar eine Menge Leute ganz scharf sind…
Der Koch richtete sich auf und klopfte eine Ducal aus der Schachtel. Fünfundzwanzig Kisten Kartoffeln hatte er beim Großhändler gekauft, aber er fühlte sich, als hätte er hundert davon auf das Transportband gewuchtet. Letzte Ernte, S. 18
Mein Eindruck:
Spekulationen mit Lebensmittel sind kein sauberes Geschäft
Gromperekichelcher
In kleinem Rahmen macht Xavier ziemlich zu Beginn der Geschichte Bekanntschaft mit seinem folgenden Problem. Für seine Gromperekichelcher, also Kartoffelpuffer, die er auf seinem Kirmesstand anbieten will, hat er Kartoffeln gekauft. Allerdings hat sich der Preis quasi über Nacht vervielfacht, worüber er sich sehr wundert. Aber damit ist man beinahe schon ganz in der Geschichte.
Zahlengenie
Tatsächlich beginnt die Geschichte mit einem augenscheinlich betrunkenen Mann, der Valérie anrempelt und ihr dabei etwas in die Hand drückt – einen Schlüsselbund und eine Keycard. Später stellt sich heraus, das der angeblich betrunkene Gast ein Zahlengenie und Computernerd war, noch dazu Antialkoholiker.
Informationsüberfluss
Wie schon in Rotes Gold rutscht Kieffer eher unabsichtlich und reichlich blauäugig in diese Sache rein. Es geht um Warentermingeschäfte, den Weltmarkt, Computercodes, Hochfrequenzhandel und dunkle Machenschaften. Hin und wieder fand ich die doch sehr in die Tiefe gehenden Ausführungen über die Zusammenhänge und das System hinter diesen Warentermingeschäften langweilig – jedenfalls in dieser epischen Breite..
Entschädigung
Meist ist Tom Hillenbrand bemüht, bei all diesen Vorträgen den Oberlehrer nicht so raushängen zu lassen, aber das gelingt ihm leider nicht immer. Allerdings entschädigen mich dafür dann viele andere Kleinigkeiten für die unfreiwillige Nachhilfe. Ich mag Hillenbrands Art zu schreiben, die vielen kleinen, landestypischen Bezeichnungen für diverse Dinge, die lebensnahen Dialoge, die Leute, die mir schon im letzten Buch begegnet sind und die ich ins Herz geschlossen habe. Dank all dieser Dinge, kann ich mit der Nachhilfe leben…
Beziehung
Die etwas komplizierte, aber dennoch anscheinend erfüllende, Beziehung zwischen Xavier Kieffer und Valérie Gabin ist auch immer wieder ein Thema. Im Normalfall mag ich das in Krimis nicht, aber hier ist das alles weder kitschig, noch rührselig oder peinlich, sondern herrlich normal. Das Valérie weiterhin genauso ihrem Beruf nachgeht, der sie oft quer über den Erdball jagt, wie Xavier wird kaum thematisiert – was ich gut finde. So sieht Gleichberechtigung aus.
Mein Fazit:
Letzte Ernte ist ein spannender Krimi in heimeliger Atmosphäre mit sehr viel Lokalkolorit und einer geballten Ladung Wissen über Börsengeschäfte aller Art.
- Titel: Letzte Ernte
- Autor: Tom Hillenbrand
- Verlag: KiWi-Verlag
- Genre: Krimi
- Erscheinungsjahr: 2013
- ISBN:978-3-462-04533-8
- Form: Taschenbuch, 320 Seiten
- Preis: 9,99 €
- Teufelsfrucht
- Rotes Gold
- Letzte Ernte
- Tödliche Oliven
- Gefährliche Empfehlungen
- Bittere Schokolade
- Goldenes Gift