Vergeltung von Val McDermid ist bereits der siebte Band mit dem Carol Jordan und Tony Hill als Ermittlerduo. Bisher mochte ich vor allem, dass der Fokus nicht ganz so auf der Beziehung zwischen Tony Und Carol liegt – auch wenn die etwas chaotisch-verwirrende Nicht-Beziehung der beiden immer mal wieder Thema ist. Aber ich hoffe, es bleibt dabei – denn ganz normal wäre hier tatsächlich echt langweilig.
Vergeltung
Jacko Vance, einem grausamen Mädchenmörder dem Tony Hill und Carol Jordan vor ein paar Jahren das Handwerk legten, ist es gelungen aus dem Gefängnis zu fliehen. Er hat diese Flucht jahrelang geplant einzig und allein um an denen Rache zu nehmen, die ihm die Freiheit nahmen. Aber er will die beiden Ermittler nicht einfach töten – erst einmal will er ihnen das liebste nehmen, dass sie haben. Aber vor allem Carol Jordan kämpft noch an ganz anderen Fronten während ihrer Jagd auch Jacko Vance.
Die Kunst des Ausbrechens hatte etwas von Taschenspielerei. Das Geheimnis lag in der Irreführung. Manchmal gelang eine Flucht, indem mit Hilfe sorgfältiger Planung etwas Falsches vorgespiegelt wurde; manchmal kam es auf Manöver an, die körperliche und intellektuelle Kraft, Mut und Beweglichkeit erforderten; und manchmal wirkte das alles zusammen. Vergeltung, S. 7
Mein Eindruck:
Alter Feind mit langem Atem
Mehrere Handlungsstränge
Wie immer gibt es auch in Vergeltung mehr als einen Handlungsstrang, denn neben dem Ausbruch von Jacko Vance treibt ein Prostituiertenmörder sein Unwesen – genauso wie der Rotstift der Regierung, denn das Major Incident Team von Carol soll aufgelöst werden. Alle Teammitglieder sollen in andere Abteilungen versetzt, jeder für sich versteht sich. Das würde sicherlich auch das Ende der Zusammenarbeit zwischen Tony und Carol bedeuten.
Business as usual
Aber trotz der drohenden Auflösung gibt die Einheit nochmal alles um sowohl den Prostituiertenmörder als auch den entflohenen Jacko Vance ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Wobei die Morde an den Prostituierten irgendwie ein bisschen wie eine Ablenkung wirken, denn der Hauptteil des Buches befasst sich mit Jacko Vance, Carol Jordan und Tony Hill.
Jackos berühmtes Vorbild
Bei Jacko Vance, seinem Ausbruch und seinem Rachefeldzug musste ich die ganze Zeit an Alexandre Dumas und Der Graf von Monte Christo denken. Ich meine – woher hat er auf einmal das ganze Geld? Woher den ganzen Technik-Kram um seine Gebrechen zu überspielen und sein zukünftigen Opfer zu überwachen? Kann man aus einem britischem Hochsicherheitsgefängnis (!) mit so einem billigen Trick wirklich fliehen? Da waren die Parallelen zu Edmond Dantés schon ziemlich greifbar.
Jackos Rache
Wieder in Freiheit tut Vance dann das, was er am besten kann. Er morder und zwar auf bestialische weise. Seine ersten Opfer sind Jordans Bruder und seine Frau, was Carol Jordan natürlich in eine schwere Krise stürzt. Auf der einen Seite versucht sie sich deswegen immer mal wieder mit Alkohol zu betäuben, auf der anderen Seite verfällt sie of in blinden Aktionismus. Auch ihr Verhältnis zu Tony wird hier zerstört.
Jackos Plan geht auf
Am Ende bekommen natürlich alle, was sie verdient haben und jeder Fall bekommt seinen eigenen Showdown, obwohl ich zugeben muss, dass ich den Mörder der armen Prostituierten ja schon fast vergessen hatte. Eindeutig spannender fand ich, wie sich das Verhältnis von Carol und Jordan mehr und mehr vergiftete und sie sich nur gegenseitig die Schuld an allem gaben. Insofern hat Jacko Vances Plan tatsächlich super funktioniert, denn die beiden beenden ihre Zusammenarbeit.
Mein Fazit:
Vergeltung von Val McDermid hat mich jetzt vielleicht nicht unbedingt mit dem Krimiplot total gefesselt, so toll war der nicht – aber ich fand die Weiterentwicklung der Figuren sehr spannend. Auch das muss innerhalb einer Reihe einfach mal so sein.
- Titel: Vatermord
- Originaltitel: The retribution
- Autor/in: Val McDermid
- Übersetzer/in: Doris Styron
- Verlag: Droemer Knaur Verlag
- Genre: Thriller
- Erscheinungsjahr: 2012
- ISBN: 978-3-426-51181-7
- Form: TB, 512 Seiten
- Preis: 10,99 €